BIC Cristal - Der meistverkaufte Kugelschreiber aller Zeiten
Marcel Bich bringt 1950 einen der ersten Kugelschreiber auf dem Markt. Der BIC Cristal ist beinahe klecksfrei und bedeutend günstiger als Konkurrenzprodukte aus Metall. Rund 70 Jahre später ist der sogenannte “Atomic Pen” zum Kultobjekt emporgestiegen und zum Museumsstück geworden.
Der BIC Cristal - Einwegdesign im Museum
Auf den ersten Blick ist der Stift aussergewöhnlich gewöhnlich. Aufgefallen ist er Dir bestimmt schon, denn besonders in der Büroumgebung kommt er vor wie Sand am Meer. Er ist günstig und sieht auch so aus. Eine schlichte Plastikkappe verdeckt den transparenten und schmucklosen Kunststoffkörper. Einzige Verzierung ist ein kleines BIC Logo auf der Kunststoffhülle. Vielleicht soll die Aufmerksamkeit auf den metallenen Schreibmechanismus am Kopf gelenkt werden, welcher im Kontrast zum Kunststoff eine seltsame Eleganz besitzt. Weltweit in über 16 Farben erhältlich, sind blau und schwarz am geläufigsten. Alles in allem kaum ein Schmuckstück. Oder vielleicht doch?
Es gibt wohl keinen Kugelschreiber, der einen grösseren Eindruck hinterlassen hat als der BIC Cristal. Bis zum September 2006 ging der Stift weltweit 100 Milliarden mal über den Tresen und gilt als der meistverkaufte Stift der Welt! Hergestellt von der französischen “Société” BIC, welche sich mit Einwegprodukten einen Namen gemacht hat. Neben den Stiften gehören Einwegfeuerzeuge und -rasierer zum Standbein der Firma. Dank diesen Verbrauchsprodukten ist es der Firma gelungen, unseren Alltag bleibend zu prägen. Der BIC Cristal unter der Lupe:
- Der Stift kann eine Distanz von 2-3 km schreiben
- Die hexagonale Form ahmt einen Bleistift aus Holz nach; 3 Druckpunkte sorgen für Stabilität beim Schreiben
- Ein kleines Loch im Fasskörper sorgt für den Druckausgleich
- Die polypropylene Stiftkappe besitzt ein kleines Loch, um die Erstickungsgefahr beim Verschlucken zu mindern
Bildquelle: thinkbic.com
Die Entwicklung des “Atomic Pen”
Das Kredo von BIC lautet heute noch “Produkte liefern, die einfache Lösungen für den Alltag bieten”. Dazu gehört auch ein erschwinglicher Preis, denn bis zur Produktentwicklung 1950 waren Kugelschreiber noch relativ teuer und wiesen oft Defekte auf.
Die Geburt des Kugelsystems
Lange Zeit war Feder und Tinte das geläufige Schreibinstrument. Während der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert entwickelte sich daraus der Füllfederhalter. Dieser brachte den Vorteil eines integrierten Tintenspeichers. Falls Du dich in der Schule wortwörtlich “grün und blau” geärgert hast, weisst du allerdings, dass der Fülli einen Nachteil hat. Er kleckst.
Als Vater des Kugelschreibers gilt heute der gebürtige Ungar László József Bíró der mit seinem Bruder Georg nach 18 jähriger Arbeit die Grundform des heutigen Kugelschreibers entwickelte. Vermutlich kam ihm die Idee beim Anblick rotierender Druckwalzen. Diese tragen die Farbe auf ähnliche Weise auf das Papier auf. Im Jahr 1938 patentierte er erstmals seine Idee und erneuerte diese später in den USA und Argentinien.
Aufgrund der Judenverfolgung floh er nach Argentinien und baute sich ein Unternehmen zur Produktion von Kugelschreibern auf. Die erste Generation war jedoch nicht ganz perfekt. Die Metallhüllen leckten und die Tinte verstopfte oft im Stift. Das führte zu einer hohen Rücklaufquote der Produkte und dämpfte den Erfolg des Unternehmers László.
Der Sprung zum Massenprodukt
Als einer von mehreren erlangte der französische Geschäftsmann Marcel Bich später das Patent von Bíró. Erst Jahre zuvor hatte er mit dem Geschäftspartner Éduard Buffard in Clichy, Frankreich, eine Fabrik zum Herstellen von Schreibgeräten gegründet. Ihm gelang es die Viskosität der Tinte zu optimieren und erstmals das Problem des Klecksens in den Griff zu bekommen. Zudem entschied sich der gewiefte Ökonom die Metallhülle mit Plastik zu ersetzen, ein damals noch relativ neues und günstiges Produktionsmaterial.
Damit stellte er grosse Mengen billiger Einweg-Kugelschreiber mit dem Markennamen BIC her, welche Zuverlässigkeit mit Preiseffizienz kombinierten. Der BIC Cristal verbreitete sich explosionsartig und bescherte dem Stift damit den Beinamen “Atomic Pen”.
Seine ursprüngliche Bekanntheit verdankt der BIC Cristal insbesondere dem berühmten, französischen Werbedesigner Raymond Savignac. Die von ihm entwickelte Werbekampagne “Elle court, elle court” erhielt im Jahr 1952 den französischen “oscar de la publicité” Award für Werbung. Er prägte den Werbeauftritt von BIC noch für Jahre. Es war auch seine Idee den Unternehmensnamen von Bich auf BIC zu ändern, um internationale Sprachbarrieren (und allfällige Übersetzungsunannehmlichkeiten in den USA) zu vermeiden. Bildquellen: © Ville de Paris / Bibliothèque Forney / Roger-Viollet; © Robert Doisneau, Raymond Savignac, 1950
Raymond Savignac ist auch das heutige BIC Maskottchen, der BIC Boy, zu verdanken. Gezeichnet im Jahr 1961 für die “Nouvelle Bille” Kampagne, ähnelt die Figur einem damaligen Schuljunge. Bis auf den Kopf. Denn diesen hat Savignac durch eine übergrosse “Kugel” eines Kugelschreibers ersetzt. Die Markenfarbe Orange bleibt über die Jahre relativ bestehen, und wurde kürzlich wieder leicht abgeändert, um der ursprünglichen Sättigung wieder gerecht zu werden.
Das Maskottchen kürt heute noch alle Produkte der Firma und ist als einzige Verzierung auch auf dem BIC Cristal zu sehen.
Zusätzliche Stifte und Spin-Offs
Im Verlauf der Zeit hat BIC sein Angebot erweitert und den Stift weiterentwickelt. Der BIC 4 Colours beispielsweise kombiniert gleich vier verschiedene Farbminen im selben Stift und hat sich ins Herzen vieler Schulkinder und Hobbykünstlern geschlichen.
2014 wurde das Design des BIC Cristal am einen Stiftende mit einem Gumminoppen ergänzt. Daraus entstand der Cristal Stylus, mit dem lassen sich Touchscreens von Tablets und Smartphones bedienen.
Fun Fact: Von Konsumenten als Flop wahrgenommen wurde der 2012 veröffentlichte “BIC Cristal for Her”, der auf eine besonders pinke Farbpalette setzte. Immerhin wurde er damit geehrt, dass er ins Museum of Failure in Helsinborg, Schweden aufgenommen wurde.
BIC Kugelschreiber in Aktion
Kugelschreiber können manchmal einen ganz schön langen Weg zurücklegen und wechseln oft die Hand, wie in diesem schönen Werbespot dargestellt ist:
Eine beachtliches Sortiment
Treib es bunt mit dem BIC 4 Colours und vielen weiteren Kugelschreibern. Hier bestellen:
Weitere BIC Produkte
Neben Kugelschreibern führt BIC seit 1973 erfolgreich auch
Einwegfeuerzeuge, und seit 1975 Einwegrasierer. Diese drei Produkte sind bis heute das Standbein der Firma geblieben und machen den Grossteil des Umsatzes aus.
Marcel Bich gründete als lebenslanger Wassersport-Enthusiast zudem
BIC Sport und produziert heute noch Surfbretter, Stand Up Paddles und ähnliches.
Spätere Exkursionen der Firma in die Mode und Parfümbrache sowie Einwegtelefonie blieben Experimente und konnten sich auf dem Markt nicht behaupten.BIC ist übrigens ein Familienunternehmen und wird mittlerweile von Bruno und Gonzalve Bich geleitet.
Fun Fact: Tipp-Ex wurde übrigens auch von BIC aufgekauft und wird nach wie vor unter dem Namen vertrieben. Damit schliesst das Unternehmen den Kreis des Schreibwerkzeugs.
Unsterblicher Kugelschreiber
Bic ist heute noch ein Synonym für Kugelschreiber geblieben. Und auch Biro ist in einigen Ländern, zum Beispiel Italien, ein umgangssprachlicher Begriff für den Kugelschreiber geworden.
Der BIC Cristal ist Rund 70 Jahre später einer der günstigsten und zuverlässigsten Kugelschreiber der Welt und hat Kultstatus erlangt. Das Design wird gerne nachgeahmt und illegale Imitate sind bekannt. Das Museum of Modern Art in New York hat ihn wegen seines industriellen Designs in die Dauerkollektion aufgenommen. Auch das Design Museum in London und das “Musée national d’Art moderne” in Paris haben dem revolutionären Stift einen Ehrenplatz verschafft. Die einzigartige Form des schlichten Kugelschreibers wird von Designer aus aller Welt aufgenommen und honoriert. Verblüffend also: Ein aussergewöhnlich gewöhnlicher Stift.
Falls Du einen tieferen Einblick in die Geschichte von BIC werfen möchtest, empfehlen wir die
offizielle Chronologie der Firma, oder diesen interessanten Kurzfilm
von Business Casual (leider nur auf Englisch):