"Don't touch my Rivella" - Eine Offenbarung
Was ist rot, prickelnd, beliebt bei Sportlern, baut auf Molke auf und wird täglich über eine Million Mal getrunken? Das Schweizer Nationalgetränk Rivella natürlich. Die heutige Rezeptur ist seit über 60 Jahren Familiengeheimnis. Dabei wurde Rivella erstmals in einem Rapperswiler Badezimmer gemischt und musste sich später gegen ein mächtiges Verbandsmonopol durchsetzen.
Wo immer dein Rivella daheim ist
Die Geschmacksfacetten von Rivella
Rivella erfrischt seit über 60 Jahren in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Grundlage des Getränks ist dabei Molke, mit deren gesunden Inhalten die Marke stark Werbung macht.
Die darin enthaltenen Stoffe haben laut Hersteller durchwegs gesunde Eigenschaften. Calcium hilft für gesunde Knochen und starken Zähnen. Magnesium ist unerlässlich für normale Muskelfunktion und den Energiestoffwechsel. Phosphor ist notwendiger Bestandteil der Knochen und notwendig für die Zellfunktionen. Kalium hilft der Herz- und Muskeltätigkeit und unterstützt die Regulierung des Wasserhaushaltes. Die milde Milchsäure macht das Getränk leicht verträglich, gut bekömmlich und erfrischend. Nur der enthaltene Zucker macht da einen Strich durch die Rechnung. Dafür profitiert natürlich das Genusserlebnis.
Dank diesen positiven Eigenschaften ist Rivella nicht nur bei Sportlern und Sportanlässen sehr präsent, sondern zum Nationalgetränk der Schweiz geworden. Während die Rezeptur von Rivella Rot unverändert blieb, haben sich im Laufe der Jahre verschiedene Variationen entwickelt.
Energiewert von 1 Glas (250 ml) Rivella
Energie
5% (400 kJ/92 kcal)
Fett
0%
Salz
1% (0.08g)
gesättigte Fettsäuren
0%
Zucker
25%
Energie
1% (75 kJ/17 kcal)
Fett
0%
Salz
1% (0.08g)
gesättigte Fettsäuren
0%
Zucker
4%
Energie
3% (225 kJ/55 kcal)
Fett
0%
Salz
1% (0.08g)
gesättigte Fettsäuren
0%
Zucker
14%
Energie
4% (375 kJ/87 kcal)
Fett
0%
Salz
1% (0.08g)
gesättigte Fettsäuren
0%
Zucker
23%
Energie
3% (225 kJ/52 kcal)
Fett
0%
Salz
1% (0.08g)
gesättigte Fettsäuren
0%
Zucker
15%
Referenzmengen für einen durchschnittlichen Erwachsenen (8400 kJ / 2000 kcal)
Der Rapperswiler David gegen den Süssgetränkekartell-Goliath
Was heute zum Schweizerischen Nationalgetränk geworden ist hat in den früher 1950er Jahren seinen Anfang in Rapperswil gefunden. Und zwar im Badezimmer des Jus-Students Robert Barth.
Damals besass er ein bescheidenes Startkapital, die Unterstützung des ETH-Milchbiologen Hans Süsli und allem voran eine verrückte Idee. Ein erfrischendes Getränk auf Basis eines Abfallprodukts. Und zwar der bei der Milchindustrie damals überflüssigen Molke (auch Schotte oder Sirte genannt). Die erste Produktionsstätte fand sich 1952 in Stäfa am Zürichsee.
Eine Offenbarung aus Milchserumkonzentrat
Der Firmenlegende geht der heutige Name auf das Tessiner Dorf Riva San Vitale zurück. Daraus wurde beim Brainstorming die “Rivelazione” abgeleitet, was zu Deutsch Offenbarung bedeutet. So entstand Rivella, ein alkoholfreies, diätetisches Tafelgetränk.
Für die Milchgenossenschaften entsteht damit eine elegante Lösung, um das bei der Milchverarbeitung entstehende Nebenprodukt Molke weiterzuverwenden. In der Nachbarschaft des Nordschweizer Milchverbands in Uster eröffnet Barth einen eigenen Betrieb zur Herstellung von Milchserumkonzentrat. Das Getränk wird zum Erfolg.
Bildquelle: Keystone SDA
Dank Mut und Entschlossenheit zum ersten Light Getränk Europas
Keine Freude am erfrischenden Sprössling haben jedoch die etablierten Anbieter von Mineralwasser und Süssgetränken. Der Verband Schweizer Mineralquellen droht Wirten und Ladeninhabenden mit einer Liefersperre der damals beliebten Marken wie Elmer Citro, Pepita und Vivi Cola.
Der junge Gründer weiss die Boykott-Ambitionen allerdings geschickt für sich zu nutzen und gewinnt als kleiner David gegen die mächtigen Verbandsmonopole viel Sympathie in der Öffentlichkeit. Rivella etabliert sich schnell in der Schweiz.
Auch im Ausland finden sich interessante Absatzmärkte, allen voran in Holland und Belgien. Rivella Blau entstand übrigens im Jahr 1958 auf Anregung der holländischen Diabetikergesellschaft zur Entwicklung einer zuckerfreien Variante. Das macht es zum ersten europäischen Light-Getränk auf dem Markt, 25 Jahre vor der Light Welle. Coca Cola lancierte seine abgespeckte Variante erst 1983.
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Die Rivella-Rezeptur ist immer noch die gleiche. Und wenn ich mit der Idee einer Rezepturveränderung zur Entwicklungsabteilung gehen würde, dann würde ich eins an die Ohren bekommen. Da gilt die Maxime: “Don’t touch my Rivella”. Die Rezeptur ist wie ein heiliger Gral.
Erland Brügger, CEO von Rivella AG Der Schweiz treu geblieben
Auch heute noch ist Rivella ein erfrischendes Durstlöscher in der Schweiz geblieben. Die Produktpalette hat sich diversifizieren können, und so gehören heute auch Marken wie Michel, Passia, Urs und Focus Water dazu.
Die Rivella AG blieb im Besitz der Familie Barth, beschäftigt über 260 Mitarbeitende und setzt jährlich etwa 140 Millionen Schweizer Franken um. CEO Erland Brügger leitet operativ das Unternehmen, berät sich in strategischen Angelegenheiten mit den Gründerkindern Alexander und Christine Barth, das Präsidium des Verwaltungsrates der Rivella-Gruppe leiten.
Rivella Liebhaber können auch in den Ferien noch ihr Molkegetränk bestellen. Denn zu finden ist Rivella heute in Holland, Finnland und den Grenzregionen Frankreich und Österreich. Der deutsche Markt wurde 2019 aufgegeben. Interesse am Getränk zeigt etwa auch der asiatische oder arabische Markt.
Allerdings wird Rivella nach wie vor in Schweizerischen Rothrist hergestellt, und wird im Ausland als Premium Produkt gehandelt. Die etablierten Zieldestinationen Sommerfestivals, Sportveranstaltungen und Winterferien bleiben damit der Schwerpunkt des Geschäfts.
Bildquelle: Werbewoche, Scholz und Friends für Rivella
Der Rivella Flop
Rivella will Innovativ bleiben. Dabei sind auch einer bewährten Marke nicht nur Erfolge beschert. 2008 kam mit Rivella Gelb eine Variation auf Sojabasis auf den Schweizer Markt. Trotz erfolgreichem Start nahm das Interesse schnell nach. Auch ein Wiederbelebungsversuch mit angepasster Formel im Folgejahr konnte daran nichts ändern. Und so wurde Gelb nur vier Jahre später wieder aus dem Sortiment genommen.
Den Mut verloren hat das Unternehmen dadurch allerdings lange nicht, und ist in den vergangenen Jahren mit neuen Geschmäckern wie Holunderblüte interessant geblieben.