Remote Work - Ein Fallbeispiel mit Carlo Badini
Unter Remote Work versteht sich die Arbeit ausserhalb einer konventionellen Büroumgebung. Voraussetzung sind eine schnelle und sichere Internetverbindung, portable Geräte und die darauf eingestellte Firmenkultur. Das Berner KMU Cleverclip hat sich dies gross auf die Fahne geschrieben. Denn die Mitarbeitenden wirken zeitgleich von Kroatien, Australien oder der Schweiz an Videoprojekten mit. Gründer Carlo Badini erzählt im Interview, wie gut das funktioniert und welche Tools er dazu empfehlen kann.
Wie sieht Remote Work bei Cleverclip aus?
Das Team um Carlo Badini bringt Bewegung in die Unternehmenswelt. Und zwar in Form von bunten Erklärvideos, einer Form von unterhaltsam, informativen Kurzprojekten. Diese eignen sich sehr erfolgreich etwa für Firmenportraits oder der simplen Einführung zu Produkten und insbesondere komplexen Dienstleistungen.
Mit Momentum will sich Cleverclip allerdings auch in der Firmenkultur positionieren, und hat sich das Thema Remote Work zu eigen gemacht. Die Firma weiss wovon sie spricht, so wird doch über den Globus verteilt an Projekten mitgewirkt. Seine Erfahrung darin teilt es im Remote Work Guide oder verschiedenen Erfahrungsberichten rund um Remote Work. Die Zusammenarbeit funktioniert ziemlich gut, muss ich sagen. Wir haben uns daran gewöhnt, asynchron zu arbeiten, das heißt, wir berücksichtigen verschiedene Zeitzonen und erwarten daher keine sofortige Reaktion.
Carlo Badini, Gründer und CEO von Cleverclip GmbH
Hallo, Carlo. Du bist der Gründer von Cleverclip, einer Agentur für Erklärvideos mit Sitz in Bern. Wie kam es dazu?
Ich hatte immer das Gefühl, eine Idee lässt sich besser erklären, wenn ich sie zeichnen kann, als wenn ich sie nur laut vorlese. Eines führte zum anderen und hier sind wir, 7 Jahre später mit über 800 unglaublichen Projekten von Erklärvideos bis hin zu Graphic Recordings – sie alle erzählen eine Geschichte über ein Unternehmen, ein Produkt oder eine Idee.
Inzwischen ist Cleverclip auf rund 30 Mitarbeitende angewachsen. Was hat sich für dich am meisten verändert?
Die Art und Weise wie wir miteinander arbeiten. In einem kleineren Team ist es leicht, jeden und jede wirklich zu kennen. Wenn man wächst, wird das schwieriger. Der Fokus ändert sich und man muss sich wirklich besonders anstrengen, alles im Auge zu behalten. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir große und vielfältige Talente haben. Das zeigt sich in dem, was wir heute schaffen können – eine breite Palette von visuellen Kommunikationsformen, von Videos bis hin zu interaktiven Erlebnissen.
Remote Work hat bei Cleverclip eine Sonderstellung. Welche Erfahrungen hast du bisher damit gemacht?
Wie überall gibt es mit Sicherheit Vor- und Nachteile. Wir freuen uns, dass wir Zugang zu einem größeren Pool an Talenten haben und unseren Mitarbeitern zusätzliche Flexibilität bieten können. Es erfordert jedoch Aufmerksamkeit für die Entwicklung einer remote-freundlichen Kultur: Man muss dafür sorgen, dass die Kommunikationskanäle funktionieren und dass die Menschen sich wohl fühlen, wenn sie sich äußern und Ideen oder Vorschläge mit dem größeren Team teilen.
Ich gebe auch zu, dass es schwieriger sein kann, sich remote-freundlich zu verhalten, einfach weil man verschiedene Arbeitskulturen managen muss und gleichzeitig sicherstellen muss, dass sie nahtlos zusammenarbeiten, damit sich die Remote Mitarbeitenden nicht ausgeschlossen fühlen.
Es erfordert jedoch Aufmerksamkeit für die Entwicklung einer remote-freundlichen Kultur.
Bedeutet das auch, dass du selbst mehr unterwegs bist und weniger im Büro sitzt?
Das kann man so sagen. Da ich nicht mehr der amtierende CEO bin, sitze ich heute eigentlich nicht mehr im Büro, aber sehr oft reise ich in ein anderes Land und arbeite von dort aus für etwa einen Monat oder so. Während meines Aufenthalts in Bern arbeitete ich im Büro eines Freundes oder natürlich in meiner eigenen Wohnung.
Da wir mit Unternehmen arbeiten, die über das ganze Land verstreut sind, reise ich auch oft, um zum Beispiel Kunden zu treffen, und arbeite bei diesen Gelegenheiten vom Zug aus.
Cleverclip beschäftigt Mitarbeiter aus der ganzen Welt. Du hast Teammitglieder in Kroatien oder Melbourne (Australien). Wie funktioniert die Zusammenarbeit im Unternehmen?
Die Zusammenarbeit funktioniert ziemlich gut, muss ich sagen. Wir haben uns daran gewöhnt, asynchron zu arbeiten, das heißt, wir berücksichtigen verschiedene Zeitzonen und erwarten daher keine sofortige Reaktion. Auch deshalb verlassen wir uns meist auf passive Kommunikation wie Basecamp-Messaging und nicht auf sofortigen Chat.
Welche Werkzeuge (z.B. Software) haben sich für dich als besonders nützlich erwiesen?
Da wir eine Kreativagentur sind, verwenden wir Boords, ein gemeinschaftliches Storyboarding-Tool, Dropbox und Google Drive für die Speicherung in der Wolke, Basecamp für die Kommunikation sowie Notion. Die Google-Suite eignet sich gut für die gemeinsame Nutzung von Dokumenten und in letzter Zeit setzen wir sie verstärkt für Video-Chats ein, nachdem wir in den letzten Jahren einige Alternativen getestet haben. Auf der Führungsebene, bei strategischen Entscheidungen, sind GtmHub und Geckoboard schon eine Weile bei uns, um nur einige zu nennen. Interaktiver Ratgeber mit Themen, Tipps und Tricks.
Umfangreiche Sammlung diverser Hilfsinstrumente von Projektmanagement bis zu HR Tools.
Erste Podiumsdiskussion zum Thema Remote Kommunikation mit diversen Branchenvertretern.
Welche Anforderungen stellt Cleverclip an den Arbeitsplatz seiner Mitarbeitenden im Ausland?
Kommunikation und Einstellung sind, um ehrlich zu sein, die wichtigsten Voraussetzungen. Und natürlich eine gute Internetverbindung! Wir sorgen dafür, dass die Menschen wirklich verstehen, warum Kommunikation wichtig ist.
Wie wir kommunizieren, hängt davon ab, wie wir erwarten, dass der Empfänger die Botschaft am besten empfängt und assimiliert. Manchmal funktioniert schriftliche Kommunikation am besten – vor allem, wenn sie viele Nuancen und Details enthält, aber wir verwenden oft aufgezeichnete Looms, wenn das Thema entweder sensibler ist, viele visuelle Elemente beinhaltet oder wenn wir finden, dass es schnell erklärt werden kann.
In Zukunft kann ich nur erwarten, dass unsere Kunden nach und nach auch auf Remote Work umsteigen.
Du beschäftigst also viele "digitale Nomaden". Kann ich mir den Hauptsitz in Bern als verlassenes Spukhaus vorstellen?
Ganz und gar nicht! Abgesehen von diesem ungeraden Jahr arbeitet ein guter Teil unseres Projektmanagement-Teams immer noch regelmäßig von unserem Berner Büro aus, da wir oft reisen müssen, um Kunden zu treffen. Unsere Nur-Remote-Mitarbeitenden sind diejenigen, die meist auf der kreativen Seite der Projekte arbeiten oder keine Zeit für Kundenkontakte haben.
Mobilität und freie Wahl des Arbeitsplatzes machen das klassische Büro überflüssig. Wie beurteilen Sie die zukünftige Entwicklung bei Cleverclip?
Ich würde sagen, Remote Work wird definitiv bleiben! In Zukunft kann ich nur erwarten, dass unsere Kunden nach und nach auch auf Remote Work umsteigen, wodurch wir eigentlich gar kein Büro mehr benötigen würden!
Vielen Dank für deine Zeit Carlo.