Und sie rollt ja doch - Das wunderlich vielschichtige Toilettenpapier
Das wichtigste Geschäft der Welt verlangt die banalste Lösung der Geschichte. Diese vergnügliche Reise beantwortet allerlei Fragen zum Thema WC-Papier. Sie beginnt beim 3-lagigen Kaufratgeber, macht einen Abstecher über den schweizer Jahresverbrauch, die korrekte Anwendung und lange Geschichte, mit einem Ende im fulminantesten Dilemma der Netzgemeinschaft - Der grossen Toilettenpapierrolldebatte.
Worauf kann ich beim Kauf von Toilettenpapier achten?
In der Suche nach dem heiligen Gral für den stillen Thron ist vielleicht nicht oberste Priorität. Spätestens dann vor Ort wird klar, wie wichtig der Kauf vom richtigen Toilettenpapier ist. Schlimmer noch als schlechtes WC-Papier ist bloss kein Papier. Aber das soll eine andere Geschichte sein.
Genaue Produktangaben werden oft vergebens gesucht. Worauf kann beim Kauf von Toilettenpapier dennoch geachtet werden?
Wieviel Lagen beim WC-Papier?
Je mehr Lagen, desto reissfester das Toilettenpapier. Je nach Anwendung ist das matchentscheidend. Dieses Kriterium gibt schnell auch ein grobes Gespür für den Preis innerhalb einer Marke an. So ist etwa zweilagiges Toilettenpapier von Katrin deutlich günstiger als dreilagiges. In der Schweiz am beliebtesten sind wie erwähnt deutlich drei Lagen.
1-lagig
2-lagig
3-lagig
4-lagig
Recycling oder 100 Prozent Zellstoff beim Toilettenpapier?
Recycling
100 Prozentig neuer Zellstoff
Weiterhin ausschlaggebend bei Toilettenpapier ist die Zusammensetzung des verwendeten Papier-Tissues. Sichtbar unterschiedlich ist helles Papier zu 100 Prozent aus neuem Zellstoff. Vergleichbar mit der dunklen Maserung des Recyclingpapiers. Allerdings kann auch bei zweiten noch mit Aufheller (Chlor) gearbeitet werden und ein höherer Weissegrad erzielt werden.
Wer bei der Wahl auf Nachhaltigkeit setzen möchte, setzt am besten auf Recyclingpapier. Weiterhin geben Umweltzeichen wie FSC oder der Nordische Schwan Auskunft zur nachhaltigen Forstwirtschaft.
Die meistverkauften Toilettenpapiere bei Ofrex
Nun bin ich neugierig geworden und habe mich intern erkundigt, welche Toilettenpapiere denn im eigenen Onlineshop am besten laufen. Dabei wurden die bisherigen Verkaufszahlen vom Jahr 2020 angeschaut. Die Auskunft bestätigt die vom Kassensturz zusammengefasste Präferenz, und so ist das meistverkaufte Toilettenpapier dreilagig und fluffig weich.
Katrin Soft 3-lagig liegt mit Abstand vorne.
Platz 1
Darauf folgt mit nicht mehr ganz so viel verkaufter Menge das Katrin Classic 3-lagig
Platz 2
Das Katrin Basic 2-lagig ist hingegen nur wenig beliebt.
Platz 3
Wie sehen der Verbrauch und Verwendung von Toilettenpapier in der Schweiz aus?
Herr Schweizer und Frau Schweizerin lassen sich etwa so zusammenfassen. Sie verbrauchen pro Jahr grosszügige 21 Kilogramm Toilettenpapier (verglichen mit 15 Kilogramm in Deutschland), bestehend aus Zellstoff von US-amerikanischen und schwedischen Produzenten. Aufgerollt wird meist nach vorn, und in der Anwendung säuberlich gefaltet. Dieses Bild kann sich bereits über die Landesgrenze allerdings schnell verändern.
Wie hoch ist der jährliche Verbrauch an Toilettenpapier in der Schweiz?
Du bestellst nun Toilettenpapier für die Firma oder den Eigengebrauch? Hierfür gibt’s sogar dedizierte Verbrauchsrechner. Allerdings sind die für den deutschen Gebrauch kalibriert.
Für Schweizer Unternehmen lohnt es sich vielleicht noch einen Drittel mehr zu bestellen (bei 21 statt 15 Kilogramm Jahresverbrauch).
Die grössten Tissue-Hersteller für Europa
Während auf die frühere Toilettenrolle noch Krepppapier gewickelt wurde, wird heute in Europa beinahe nur noch Tissue-Papier oder Papiertuch verwendet. Dieses hat den Vorteil besonders saugfähig zu sein.
Die Herstellung von Toilettenpapier ist ein interessanter Prozess, wobei die grossen Toilettenpapierrollen binnen hundertstel Sekunden bei 460° C getrocknet werden. Grundlage für das Papier ist Zellstoff aus Kiefern, Fichten, Birken und zu geringen Teilen Eukalyptus.
Weltweit die grössten Tissue-Hersteller sind dabei die Unternehmen SCA aus Schweden und Kimberly-Clark aus den USA. Weitere für Europa wichtige Produzenten sind in Italien, Finnland und Deutschland zu finden.
Die grosse Toilettenpapierrolldebatte
Dass Toilettenpapier aufs stille Örtchen gehört ist längst kein Thema. Wie die Rolle aufgehängt wird allerdings umso mehr. Besonders im US-amerikanischen Raum ist “The Great Toilet Paper Roll Debate” längst Bestand der Online-Diskussionskultur geworden. Die Wahl der richtigen Abrollrichtung spaltet also die Gemüter.
Zahlreiche Umfragen und Artikel haben mittlerweile Vor- und Nachteile beider Methoden beleuchtet, die sich in dieser Infografik kulminieren.
Kurzgefasst: Die Abrollrichtung nach vorn wird von 70% der (amerikanischen) Toilettengängern bevorzugt. Dafür spricht unter anderem ein einfacher Zugriff, das Abreissen mit einer Hand, die Kennzeichnungsmöglichkeit nach der Toilettenreinigung in Hotels durch Dreieckfaltung und das schnelle Erkennen des losen Endes.
Die restlichen 30% der Klobesucher schätzen bei der Abrollrichtung nach hinten den geringeren Kraftaufwand und schnelles Abrollen und das versteckte lose Ende, was auch unerwünschtes Abrollen durch Kinder und Haustiere verhindert.
Wir bewegen uns hier schon in den tieferen Lagen des Toilettenpapierfachwissens. Warum nicht noch etwas weiter vorstossen? Schon gewusst, dass es verschiedene Anwendungsmöglichkeiten vom Papier gibt? In Deutschland wird tendenziell gefaltet, in Südeuropa, Frankreich und den USA eher geknüllt.
66.8 Prozent der Deutschen falten das Papier vor dem Gebrauch. Weitere 4.7 Prozent legen Einzelblätter aufeinander.
Dabei spielt Reissfestigkeit und Weichheit eine tragende Rolle. Bis 2005 waren möglichst viele Lagen noch besonders wichtig, verlieren bei Konsumenten allerdings an Bedeutung.
7.4 Prozent knüllen das Toilettenpapier und wickeln es zum Gebrauch um die Hand. Diese Praxis ist besonders bei jüngeren Frauen überdurchschnittlich häufig, während Männer eher falten.
Den restlichen 4.8 Prozent der Befragten spielt die Technik keine Rolle.
Wie alt ist Toilettenpapier und woher kommt das WC?
Die Geschichte des Toilettenpapiers
Wer die Covid-19 Toilettenpapierknappheit im Frühjahr 2020 miterleben durfte, hat sich im schweisstreibenden Moment vielleicht schon Gedanken zu Alternativen gemacht. Tatsächlich wurde heutig bekannte, weiche Tissue-Papier erst 1958 aus den USA nach Deutschland importiert. Davor wurden Lumpen (Textilien), Schwämme oder manchmal sogar lebendes Federvieh verwendet. Überwiegend, und auch heute noch in vielen Kulturen Asiens, darf die linke Hand hinhalten.
Davor gab es eine Menge an unterschiedlich angenehmen Möglichkeiten. Die erste historische Verwendung geht auf die Bronzezeit zurück. Denn beim Salzbergwerk bei Hallstatt finden sich archäologische Befunde von Pestwurzen-Blätter, die heute volkstümlich noch als Arschwurzen bezeichnet werden.
Im China des 6. Jahrhunderts wird Toilettenpapier zum ersten Mal erwähnt. Ein Reisender mit kulturell unterschiedlicher Hygienerfahrung bezeichnete die Chinesen als “nicht besonders sorgfältig, da sie sich nicht mit Wasser waschen, sondern mit Papier abwischen”.
Aus dem mittelalterlichen Europa ist dann bekannt, dass der soziale Status über die Zusammensetzung des Wischmaterials entschied. Denn Verwendung fanden Lappen, Stoffreste, Wollbällchen aber auch Moos, Blätter, Heu und Stroh. In der ehemaligen Hansestadt Tartu (Estland) wurden sogar extrem teure Seidenreste gefunden, die wahrscheinlich aus den Altkleidern der wohlhabenden Schicht stammen. Ab dem 16. Jahrhundert wurde dann auch Abfall- und minderwertiges Papier verwendet.
Mit der Entwicklung des Wasserklosetts im industrialisierten England des 19. Jahrhunderts stieg dann der Bedarf nach speziell gefertigtem Papier. Denn dieses durfte nicht zu Verstopfung der Wasserleitungen führen. Das erste geeignete Toilettenpapier produzierte dann 1857 Joseph Gayetty in den USA.
In Deutschland folgte 1928 Hans Klenk mit einem rauen Krepppapier aus der heute noch bekannten Toilettenpapierfabrik Hakle. Erst 1972 folgte dann das zweilagige, und 1984 das dreilagige Papier wie wir es heute schätzen.
Die Zukunft der Toilettenpapierherstellung bleibt übrigens spannend. Denn der Ressourcenverbrauch ist ein gewichtiges Thema. Zum einen spielt der Wasserverbrauch je nach Region eine unterschiedliche Rolle. Zum anderen der Anspruch neuer Bevölkerungsschichten. So wurde 2005 in Shanghai noch jährlich 140’000 Tonnen Toilettenpapier verbraucht, während dessen Gebrauch im restlichen China (noch) unüblich war. Materialforscher tüfteln deshalb aus Ersatzrohstoffen wie Stroh und Zuckerrohr.
Toilette, WC oder Klo?
Mal aufs Häuschen gehen, den Thron besteigen, das stille Örtchen aufsuchen oder einfach sich entschuldigend den Raum wechseln. Der Mensch verbringt in seinem Leben ganze drei Jahre an diesem besonderen Ort, und hat sich eine Vielfalt Bezeichnungen ausgedacht, die von liebevoll bis funktional beschreibend reichen.
In der Schweiz sind dabei vielleicht folgende drei Namen besonders geläufig. Die Toilette stammt vom französischen Wort für Tuch ('toile'). Das Klosett oder kurz Klo vom englischen ‘closet’, nicht zu verwechseln mit demselben Begriff für Wandschrank! Und auch das WC stammt aus dem englischen (‘water closet’) und steht dabei für die sanitäre Vorrichtung, die wir seit dem 19. Jahrhundert kennen und schätzen.
Die Selbstverständlichkeit einer funktionsfähigen Toilette ist heute übrigens nicht überall gegeben. Während das Plumpsklo in der ASC-Hütte noch als Abenteuer genommen werden kann, so kann der Ferienaufenthalt überraschend unangenehm werden. Hier setzt die UNO an und will mit dem Entwicklungsziel Nummer 6 bis 2030 weltweit den Zugang zu einer angemessenen und gerechten Sanitätsversorgung und Hygiene erreichen.