Bleistifte im Test - Dem Graphit auf der Spur

Bleistifte im Test
von Philipp Steiner
Wie kommt das Blei in den Bleistift? Wie kommen Preisunterschiede zustande und was bedeuten die verschiedenen Härtegrade wie B oder F? Wir haben diverse Modelle von Caran d’Ache, Faber-Castell, Stabilo und Bruynzeel miteinander verglichen und probe gezeichnet.


Was ist ein Bleistift?

Er ist aus Holz, sollte nicht auf den Boden fallen, muss regelmässig gespitzt werden, ist das liebste Instrument mancher Künstler und steckt in jedem Schuletui. Dabei hat der Bleistift heute gar nichts mehr mit Blei zu tun. Ganz im Gegensatz zu früher. 

Wie kommt das Blei in den Bleistift?

Denn bereits im alten Ägypten etwa wurde etwa Schilfrohr mit flüssigem Blei ausgegossen und als Schreibwerkzeug genutzt. In der Antike wurden dann echte Blei- oder Silbergriffel zum Schreiben und Zeichnen verwendet. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die nordenglische Ortschaft Borrowdale zur Hochburg von in Holz eingefasste Stäbe aus Blei. Oder besser gesagt Graphit, aber das wusste damals noch niemand. 

Die eigentliche Wiege des Bleistifts war dann Stein bei Nürnberg, wo der Ursprung der heutigen Schwergewichte in der Bleistiftproduktion lag. Wie etwa Lyra, Staedtler, Schwan-Stabilo oder Faber-Castell. Der Name Bleistift ist ein Überbleibsel geblieben, wobei die heutige Mine aus einer Mischung aus Graphit, Kaolin (Tonerde) und Gasruss bei 900-1000°C gebrannt wird.

Härtegrad (B, HB, F und H) und Anwendungsbereiche

Das wichtigste vorweg: Die gleichen Härtebezeichnungen der verschiedenen Produzenten sind nicht gleich hart. jeder Fabrikant hat dafür eigene Referenzwerte. Ein internationaler Standard nach ISO ist übrigens auch gescheitert, da es länderspezifische Unterschiede gibt. HB entspricht in Japan etwa dem weicheren B, in den USA hingegen dem härteren F.
Härtegrad, Minenmischung und Länderunterschied

Für die bessere Schwärzung wird der Minenmischung (Graphit und Ton) Russ beigefügt. Dieser macht die Mine allerdings brüchig. Daher kommen dann auch die verschiedenen Härtegrade. B steht für schwarz (engl. “black”), enthält also einen höheren Russanteil. Gegensätzlich dazu steht H für hart (engl. “hard”). Dazwischen finden sich noch HB für hart-schwarz (engl. “hard-black”) und F für fest (engl. “firm”). 

Generell eignen sich weichere Bleistifte (B) eher für den künstlerischen Bedarf, da damit schraffiert werden kann. Die Mitte (HB und F) für Schreiben und lineares Zeichnen, während härtere Bleistifte (H) aufgrund des feinen Linienzugs gut fürs technische Zeichnen sind.


Qualitätsunterschiede 

Preisunterschiede bei Bleistiften entstehen durch die Materialherkunft und Verarbeitung des Rohmaterials. Für billige Bleistifte wird Naturgraphit, Abfallgraphit oder Graphit aus chemischen Prozessen mit einer Korngrösse von ca. 10-20 Micron und einer Reinheit von ca. 95% verwendet. 

Erstklassige Bleistifte hingegen verwenden mykronisierter Naturgraphit mit einer Reinheit von 99% und einer Korngrösse von nur 1 Micron. Durch diese Feinheit und Reinheit des Graphits ergibt sich eine wesentlich bessere Strichqualität.


Weiterhin wird zwischen (harten) Tonminen und (biegbaren) Kunstharzminen unterschieden. Letztere finden besonders bei Druckbleistiften Verwendung.



Die Testauswahl im Überblick



Testkriterien

Der Vergleich verschiedener Bleistifte ist gar nicht so leicht wie erst gedacht. Denn allzu grosse Unterschiede gibt es hier nicht unbedingt. Auch die Materialqualität und Zusammensetzung können wir mit den Mitteln der Ofrex-Redaktion nicht erörtern. Deshalb beschränken wir uns bei folgenden drei Kriterien ganz auf das Gespür. Im Übrigen verzichten wir auf eine Punkte- (oder Sternen)bewertung, wie sie bei anderen Tests angewendet wird.

Schreibfluss

Schreibfluss

Ausschlaggebend ist für den Schreibfluss nicht nur der Härtegrad, sondern auch oft das verwendete Bindemittel. Denn hier lässt sich der Schreibfluss beeinflussen. Ein erster Eindruck beim Test Schraffieren soll hier massgebend sein.

Handhabung

Handhabung

Kleine Unterschied in Form, Lackierung und Extras können beeinflussen, wie gut der Bleistift in der Hand liegt. Eckige Kanten hindern das wegrollen auf schiefen Unterlagen. Für eine längere Nutzungsdauer wird jedoch eine Runde Schaftform empfohlen.

Radiergummi

Radiergummi

Gewisse Bleistiftmodelle sind auch mit angebrachtem Radiergummi an einem Ende erhältlich. Entsprechende Modelle sind gleich mit abgebildet worden.

Den Auftakt machen wir mit dem Schweizer Klassiker und Allrounder. Der Caran d’Ache HB in rot setzt an sich den Standard seit der Schulbank. Die meisten hier gezeigten Modelle sind sechskantig, relativ schmal und aussen lackiert. Das verwendete Holz ist zudem FSC zertifiziert. In der Verwendung bietet der Stift alles was von ihm erwartet wird. Die Mine wirkt wertig und hat beim Test einen sauberen Strichzug hinterlassen. Mit etwas Übung reicht's vielleicht auch zum Aha-Erlebnis?
Link zum Caran d'Ache Bleistift HB rot im Ofrex Onlineshop
Beginnen wir mit dem offensichtlichen. Dieser Bleistift ist für den sicheren Griff entwickelt worden. Die Kanten sind von sechs auf drei reduziert worden, und die sichtbaren Noppen am Bleistiftgriff bieten ein rutschfestes Schreiberlebnis. Auch die Lackierung ist im Vergleich zu jener vom Caran d’Ache weniger rutschig. Der Härteunterschied zum HB ist im Vergleich sofort spürbar, wobei die Mine auch hier wertig wirkt und einen sauberen Linienzug schuf. Eine interessante Option für Zeichenanfänger.
Link zu Faber Castell Bleistift Grip 2001 B im Ofrex Onlineshop


Mann ist der Dickmann. Süsses Plagiat beiseite. Der Technograph 777 6B reiht sich in die Linie von Caran d’Ache ein indem er einen wertigen und guten Eindruck macht. Die weiche Mine eignet sich hervorragend zum schraffieren und ist damit Standard im Künstlerinventar. 
Link zum Caran d'Ache Bleistift Technograph 777 6B im Ofrex Onlineshop

Mein Zitat des Tages aus dem Ofrex-Innendienst. “Das ist ein Stift für grobschlächtige Männer, die den Bleistift halt gerne mit dem Messer anspitzen.” (Danke Sabrina. 🙂) Spass beiseite, denn beim Zimmermannsbleistift handelt es sich um eine Sonderform des Bleistifts. Dieser ist tatsächlich der einzige in der Reihe mit einer sichtlich abweichenden Schaftform. Sie soll den Stift am wegrollen hindern. Auch ist die weiche Mine besonders gut für das Aufzeichnen auf rauen Materialien (Beton, Holz oder ähnliches) geeignet. Für den Test haben wir das Schnitzwerkzeug liegen gelassen, können allerdings einen handelsüblichen Cutter empfehlen. Richtig hartgesottene Kerle (oder Weiber) können auch das Buschmesser verwenden!

Link zum Caran d'Ache Zimmermannstifte 25cm mittel im Ofrex Onlineshop

Ein Goedemorgen aus dem niederländischen Raum. Die Marke Bruynzeel ist hierzulande eher weniger bekannt. Dabei fällt der Stift in Form und Eigenschaft auf. Obwohl sechskantig wie die meisten Stifte hier, ist der Schacht leicht abgerundet. Damit eignet er sich gut für längere Sitzungen, rollt dafür möglicherweise auch leichter weg. Auch wirkt die HB Mine im Test leicht härter als etwa jene vom Vergleichsprodukt von Caran d’Ache. Der angebrachte Radiergummi ist in Ordnung. Für sauberes Radieren reicht er allerdings nicht ganz aus. All in allem macht Bruynzeel einen guten Eindruck und kann empfohlen werden.
Link zum Bruynzeel Bleistift mit Radiergummi HB im Ofrex Onlineshop

Schön grün. Auch dieser Stift verwendet FSC zertifiziertes Holz. Besonders bemerkenswert ist die Lackierung, die etwas rutschfester in der Hand liegt als der Caran d’Ache. Allerdings kommt er nicht an den Grip 2001 von Faber Castell heran. Die Mine wirkt wertig und zieht im Test einen sauberen Linienzug. Auch ist der HB Standard hier gut mit dem Caran d’Ache vergleichbar. Der optional angebrachte Radiergummi erfüllt seinen Zweck. All in allem ist der Bleistift auch hier eine Empfehlung wert.
Stabilo Bleistift Greengraph mit und ohne Gummi HB

Von der Minenstärke her die Mitte zwischen dem 6B und HB. Ein verlässlicher Bleistift für den Künstlerbedarf, der sich sowohl zum schraffieren wie auch Schreiben sehr gut eignet. Er gesellt sich in Sachen Qualität und Anspruch an die bisherigen Caran d’Ache Testeindrücke.
Link zum Caran d'Ache Bleistift 3B grau im Ofrex Onlineshop
Hier wird’s spannend. Zum einen verzichtet dieses Bleistiftmodell gänzlich oder möglicherweise auch nur teilweise auf die Schaftlackierung. Damit liegt der Stift im Vergleich zu anderen Caran d’Ache Modellen deutlich besser in der Hand. Aber auch die HB Mine wirkt im Test härter als jene vom roten Modell. Intuitiv lässt er sich eher mit dem F von Caran d’Ache oder HB von Faber-Castell vergleichen. Optisch macht er jedenfalls einen guten Eindruck und fällt natürlich angenehm auf. 
Link zum Caran d'Ache Bleistifte Natura HB im Ofrex Onlineshop
Erneut ein zuverlässiger Bleistift von Caran d’Ache, der sich in der Härte besonders gut zum Schreiben eignet. Auch dieser erfüllt alle vorab erwähnten Eigenschaften der Schweizer Produktpalette.
Link zum Caran d'Ache Bleistift F hellblau im Ofrex Onlineshop
Hier sind wir im Spektrum des technischen oder mathematischen Zeichnens angelangt. Beim Schreiben muss schon etwas mehr Druck ausgeübt werden. Dennoch wirkt die Mine stabil und macht einen wertigen Eindruck.
Link zum Caran d'Ache Bleistift 2H grün im Ofrex Onlineshop
Und nun zum grossen Finale. Der Jumbo Grip eignet sich hervorragend für Anfänger oder Lernende der Schreib- und Zeichenkunst. Der dicke, dreikantige Schaft mit den rutschfesten Noppen liegt gut in der Hand. Er kann sogar gut in der Faust gehalten werden, wie es Kleinkinder bei der Anwendung tun. Der Schreibfluss ist angenehm weich und bietet viele Anwendungsmöglichkeiten. Positiv aufgefallen ist das am oberen Schaftende angebrachte Namensfeld zur individuellen Kennzeichnung. Hier dann natürlich keinen Bleistift, sondern vielleicht eher ein Permanent-Marker heranziehen. All in allem ein ein sehr tolles Schreibgerät.
Link zum Faber Castell Bleistift Jumbo Grip B im Ofrex Onlineshop


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