Radiergummis im Test - Besser als Brot
Seit über 200 Jahren ist die Mischung auf Kautschukbasis im Korrektureinsatz. Davor wurde der Erzählung nach Brot verwendet um ungewolltes von der Papieroberfläche weg zu verbannen. Nur wie gut eignen sich die unterschiedlichen Angebote dafür wirklich? Deshalb haben wir Varianten von Faber-Castell, Caran d’Ache, Staedtler, Läufer und Q-Connect im direkten Testvergleich genauer unter die Lupe genommen.
Kurz und knapp, denn besonders viel gibt es hier nicht zu erzählen. Ein Radiergummi ist eine Schreibhilfe aus Kautschuk- oder Kunststoff, mit dem Bleistift- oder Tintenstriche vom Papier entfernt werden können. Dies gelingt durch ein Gemisch aus Latex und Faktis, einer weissgelben Masse aus Pflanzenölen, Schwefel und oft noch Quarzmehl, Füllstoffe und Farbstoffe.
Während bis zum 16. Jahrhundert noch Brot zum Entfernen von Graphitstrichen verwendet wurde, entdeckte der Brite Edward Nairne 1770 die Eigenschaften von Kautschuk. Im Kern des Radierens steht die Adhäsion, denn durch diese Kraft bleiben Graphitteilchen auf Papier haften. Kautschuk besitzt einfach die grössere Adhäsionskraft, weshalb sich der Graphit beim drüberstreichen wieder entfernen lässt.
Die Testauswahl im Überblick
Beim Vergleich der Radiergummis lag ähnlich dem Bleistift oder Gelroller-Test das Gewicht auf dem wahrgenommenden Gespür bei der Handhabung des Produktes. Hier insbesondere sollte der Radierer zwei Markierungen entfernen. Links jeweils der Schriftzug “Lorem ipsum” geschrieben mit einer H3 Mine von Faber-Castell. Rechts eine Schraffierung eines Cara d’Ache Fallbleistifts. Besonderes Gewicht hatten dabei die Handhabung des Radiergummis, die Radierfähigkeit sowie die erkennbaren Rückstände auf dem Papier. Radierfähigkeit
Beurteilt wurde hier, wie gut und sauber sich die Testmarkierung mit dem Radiergummi entfernen liess. Mitberücksichtigt wurde auch die dadurch entstandenen Reste.
Handhabung
Die Form des Radiergummis ist entscheidend, wie präzise dieser benutzt werden kann. Und auch wie angenehm er bei längerer Benutzung noch in der Hand liegt.
Weichmacher
Kunststoffradierer enthalten oft Polyvinylchlorid (PVC-P), das durch Zugabe von Weichmachern elastisch wird. Letztere sind umweltschädlich und sollten bei Möglichkeit vermieden werden. Mit in die Beurteilung aufgenommen wird deshalb, ob Weichmacher laut Produktbeschreibung im getesteten Radiergummi enthalten sind.
Beginnen wir mit einer Ausnahme. Dieser Radiergummi lässt sich als Kappe über das Ende des Bleistifts stülpen. Damit sind sowohl Schreib- wie auch Radierinstrument kompakt beisammen. Der Gummi ist natürlich elastisch, weshalb die Kappe problemlos bei den meisten handelsüblichen Bleistiften passt. Allerdings verändert sich dadurch das Eigengewicht des Stifts nach hinten, wodurch das gewohnte Schreibgefühl verändert wird.
Bei der Radierfähigkeiten begeistert das Stück allerdings nicht mehr ganz. Die vorschraffierte Fläche konnte nicht ganz entfernt werden und ein gräulicher Schleier bleibt übrig. Auch fällt auf, dass trotz des grossen Volumens wohl nur der abgerundete Teil am Radiererende zum Gebrauch gedacht ist. Zwar kann mit dem gesamten Produkt radiert werden, allerdings ist die Trennwand ab etwa einem Drittel etwas zu elastisch. Apropos, dieses Produkt enthält kein PVC.
Im Grunde ein ordentliches Produkt mit deutlichen Vor- und Nachteilen.
Dieses Produkt sticht deutlich ins Auge. Denn der bunte Dreieckradiergummi ist nach dem Vorbild eines Faber-Castell Stiftes nachempfunden, und liegt genauso angenehm in der Hand. Die angebrachten Noppen bilden eine deutliche Griffzone, und das eine Ende läuft etwas spitz zu. Natürlich aber kann mit jeder seite des Produkt gleich gut radiert werden.
Die Radierfähigkeit ist mit jener des Cap Grip 2001 zu vergleichen und überzeugt nicht ganz so gut. Allerdings haben wir hier eine besonders praktische Hilfe für Schreibanfänger in den Schulen zur Hand. Das Produkt ist übrigens PVC-frei und für Kinder somit problemlos.
Nun zum Radiergummi für Künstler. Denn dieser Knetgummi lässt sich beliebig formen, und kann somit auch punktuell Graphitteilchen entfernen. Die Adhäsion wird im Test als gut wahrgenommen und allein bei der Testschraffur blieben nur noch wenige Markierungen zurück.
Toll an diesem Produkt ist, dass nicht der Gummi nicht nur gezogen, sondern wie erwähnt auch punktuell getupft werden kann. Das macht ihn bei besonders elaborierten Zeichnungen zu einem angenehmen Hilfswerkzeug. Eine mitgelieferte Kunststoffbox dient als Aufbewahrungsmittel. Wie es scheint enthält dieses Produkt PVC-Weichmacher.
All in allem ein sehr spezialisierter Radiergummi.
Ein potenter Gummi, denn der diese Alternative von Caran d’Ache entfernt mit einem Zug bereits sehr viele der Graphitschraffur. Allerdings sind hier wohl Weichmacher enthalten, denn das Produkt hintelässt sehr viel Gummirückstände, womit es tendenziell schneller aufgebraucht ist. Auch ist er sehr weich und gut biegsam. Andererseits ist er sehr klein und gut verstaubar. Es gilt hier wohl ein eher klassischer Material-Massstab.
Um es vorweg zu nehmen. Der Faber-Castell Dust-Free ist der geheime Testsieger. Denn in der Radierfähigkeit entfernt das Produkt deutlich einfach viele der Graphitteilchen der Testschraffur. Im Material ist er zwar sehr weich und radiert sich somit schneller ins Nichts, enthält allerdings keine PVC-Weichmacher.
Er ist definitiv eine Empfehlung wert.
Verglichen mit dem vorherigen Dust-Free sind beide Radierer wie Tag und Nacht. Allerdings ausschliesslich im Farbmaterial. Denn in den Radiereigenschaften sind beide absolut identisch und somit sehr zuverlässig. Mit diesem Radierer lässt sich passend jeglicher schwarze Humor wieder vom Papier entfernen. Ob das wohl auch bei Kaffee gilt? Fortsetzung folgt bei Gelegenheit...
Die Q-Connect Reihe ist bekanntlich die Budgetversion bekannter Markenprodukte. Und genau dies ist im Test dann auch erkenntlich. Denn die Radiereigenschaft hinkt leider ganz hinten nach. Zwar lassen sich Graphitspuren ganz ordentlich entfernen. Besonders am Rande verlaufen die Fronten dann ineinander. Präzises Radieren ist daher leider nicht ganz möglich. Zudem kann nicht ausgeschlossen werden, dass PVC enthalten ist.
Schreiten wir weiter mit einer Variante, die im Test wieder überzeugen konnte. Denn der Radiergummi von Staedtler hält dem geheimen Favoriten von Faber-Castell in nichts nach. Graphitspuren werden leicht und zuverlässig entfernt. Die Gummireste fallen wenig auf. Allerdings können PVC-Weichmacher nicht explizit ausgeschlossen werden. Denn laut Produktangaben ist der Gummi nur Phthalat- und Latexfrei.
Wir hatten bisher von den Favoriten von Faber-Castell und Staedtler gesprochen? Das grosse finale macht dann auch mit Bestimmtheit unser Testsieger. Denn das beste haben wir uns für den Schluss aufgehoben.
Im Vergleich zu den zahlreichen Testprodukten, verblasst die Auswahl am Läufer Radiergummi. Oder besser gesagt die Graphitspuren, denn diese werden mühelos entfernt. Zudem positiv aufgefallen ist, dass beim Radieren klare Ränder gezogen werden und somit präzise gearbeitet werden kann. Sehr schade dann allerdings, dass laut Produktbeschrieb PVC-Weichmacher nicht explitiz ausgeschlossen werden können.
Ansonsten von den Fähigkeiten her der definitive Spitzenreiter.
Eine interessante Produktvariante von Läufer. Denn im Test radiert der 0121 nicht ganz so zuverlässig wie der 0120 von oben. Allerdings ist angemerkt, dass er sich für Hellraumprojektorfolien eignet. Auf Rücksprache mit dem Ofrex-Innendienst habe ich mir dann erklären lassen, dass sich auch andersartige Gummirückstände. Diese sind deutlich feiner und lassen sich angenehmer entfernen (oder wegpusten). Jedoch kann auch hier PVC-Weichmacher nicht explizit ausgeschlossen werden.
Den Abschluss macht ein Radiergummi mit zwei Gesichtern. Oder besser gesagt Enden. Auf der einen Seite blickt das gewohnte Material des Plast 0120er aus dem Papiermantel. Hintenraus macht der Radierer dann allerdings wortwörtlich blau. Dieses knappe Ende dient dazu, Tinten, Tusche und Kugelschreiber wegzuradieren.
Im Testversuch ist das dann allerdings überhaupt nicht gelungen. Sowohl beim oberen Stabilo Tintenzug wie auch der unteren Schraffur aus dem BIC Cristal. Vielleicht klappt es besser bei weicherem Papier? Und auch hier wieder die Sache mit dem PVC-Weichmacher, der nicht ausgeschlossen werden kann.